Was für eine wundersame Reise! Wir haben so viel erlebt, so viel gesehen – ich bin noch ganz berückt von all den Erlebnissen. Aber von vorn:
Ich habe ja schon an anderer Stelle erzählt, dass ich erst Bott-Reisende war, bevor ich Bott-Mitarbeiterin wurde. Für Schweden bin ich dann wieder in die Rolle der Reisenden geschlüpft und habe mit meinen Freundinnen einen tollen Urlaub verbracht.
Los ging es frühmorgens mit der Fahrt nach Kiel. Dort sind noch zwei weitere Gäste hinzugestiegen und dann fuhren wir bei strahlend schönem Wetter auf die Fähre. Wobei, stimmt nicht: Wir liefen! Busfahrer Alex Martin fuhr mit dem Bus allein auf die Fähre, wir gingen alle mit unserem Handgepäck zu Fuß. Nachdem wir die Kabinen bezogen haben, gönnten wir uns den ersten Aperol Spritz an Deck. Was für ein herrliches Gefühl nach den Stunden im Bus, nun jetzt hier den Blick auf das Meer zu genießen! Im Hintergrund spielte eine Band, es war schon ordentlich was los auf dem Dampfer. Viele hatten ihr Picknick dabei, aber für die Bott-Gruppe war ein Essen am Buffet bestellt. Was für ein Buffet – damit hätte ich an Bord einer Fähre wirklich nicht gerechnet! Hier haben wir das erste Mal Köttbollar genossen, die typischen Hackfrikadellchen in Soße mit Preiselbeeren. Die übrigens Schöttbollar ausgesprochen werden!
Wir hätten an Bord auch die ganze Nacht durchfeiern können, haben uns aber für den erholsamen Schlaf entschieden, denn am nächsten Morgen musste alles zügig gehen: Um 9 Uhr legten wir an, davor also aufstehen, packen, frühstücken. Hat gut geklappt und an Land bestiegen wir dann wieder unseren Bus. In diesem erlebten wir die Stadtrundfahrt durch Göteborg, Reiseführerin und meine Namensvetterin Irene stieg mit uns am Hafen in den Bus ein und erzählte uns alles. Unter anderem auch diesen Hinweis: „In dieser Straße gibt es die besten Zimtschnecken“ – und wusch, waren wir dran vorbei. Dieser Satz hat sich bei uns so festgesetzt, dass wir dann den Rest der Schwedenfahrt immer auf der Jagd nach den besten Zimtschnecken waren und so einige verkosteten.
Nach einem halben Tag in Göteborg hat unser Busfahrer Alex sich um ein schönes Plätzchen zum Picknicken gekümmert, wo er alle, die wollten, mit selbstgemachtem Kartoffelsalat und Würstchen versorgt hat. Ich finde das superpraktisch, denn gerade an solchen ereignisreichen Tagen will ich möglichst wenig Zeit in Restaurants vergeuden. Denn es ging weiter auf die Insel Marstrand. Alex fuhr uns bis zur Fußgängerfähre, der Reiseleiter warnte uns noch: „Heute ist da Segelregatta, es wird massig Betrieb sein!“ Hm. Vielleicht für schwedische Verhältnisse. Wer aus Frankfurt kommt, fand es selbst an einem solch belebten Tag immer noch total angenehm und in jedem Seitengässchen hatte man direkt seine absolute Ruhe. Und die erste Zimtschnecke – sehr köstlich! Marstrand ist ein kleines, pittoreskes Inselchen, auf dem auch bei den letzten Reisegästen die Urlaubsstimmung angekommen ist. Vollgetankt mit guter Luft und traumhaften Bildern ging es zurück zur Fähre, in den Bus und auf zu unserem Hotel in Jönköping.
Hier gab es dann das erste Dreigang-Menü in Buffetform. Das war für einige Reisegäste ein bisschen gewöhnungsbedürftig, gerade, wenn man so ein typisch deutsches Buffet kennt und die Auswahl schätzt. Hier gab es halt auf dem Buffet genau diese drei Gänge zum Selbstbedienen, und wenn einem der eine Gang nicht geschmeckt hat oder man kein Fleisch wollte, musste man eben von den Beilagen oder den anderen Gängen mehr essen.
Vielleicht ein paar generelle Worte zu dem Essen auf der Schwedenreise: Fleischesser sind voll auf ihre Kosten gekommen, wer gerne weniger Fleisch gegessen hätte, war manchmal etwas traurig. Auch die Salatbar war nicht so üppig wie bei uns, aber ich fahr ja nicht in den Urlaub, damit überall alles wie bei uns ist, oder?
Ich jedenfalls habe mich in Schweden in den dortigen Kartoffelbrei verliebt – was hat der gut geschmeckt! Ich glaube, ich habe vor allem deshalb etwas zugenommen, ich hätte mich da echt reinlegen können! Die Frühstücke waren eigentlich immer sehr zufriedenstellend. Ungewohnt für uns, dass es immer Fisch und immer Apfelmus gab, natürlich immer Knäckebrot und ganz oft auch Pfannkuchen. Das Brot war überall lecker, auch für deutsche Brot-Fans, und es gab immer gesalzene und ungesalzene Butter. Vom Buffet etwas mitzunehmen, gilt in Schweden übrigens als Diebstahl – also hieß es ganz streng für alle: Tut es lieber nicht, das gibt mehr Ärger als in Deutschland!
Doch genug vom Essen – und mehr von der Reise. Am nächsten Tag – Tag 3 – ging es zunächst wieder auf die Fähre, dieses Mal auf die Insel Visingsö, auf der wir eine Kutschfahrt machten, die ein echtes Erlebnis war, wie auf den Fotos zu sehen ist. Auch den Besuch einer Zuckerstangen-Manufaktur in Gränna schafften wir noch, die Zuckerstangen sind so hübsch! Ich habe natürlich eine für meine Enkelin gekauft. Den Nachmittag verbrachten wir in Linköping, ein wunderschönes kleines Städtchen mit einem faszinierenden Freilichtmuseum, in dem man sich in eine idyllische Vergangenheit zurückversetzt fühlt.
Auf den Göta-Kanal haben wir uns sehr gefreut – der war nach der Nacht in Linköping dran. Ich habe mir das sehr malerisch vorgestellt: die atemberaubende Landschaft, der Kanal, den du auf einem Flussdampfer gemütlich entlangtuckerst. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass du echt viel planen und berücksichtigen und bedenken kannst, aber das Leben dann in echt anders läuft. Genau so war es hier. Es wäre wahrscheinlich so schön gewesen wie ich es mir vorgestellt hatte, wenn nicht zeitgleich mit uns drei weitere Busse ebenfalls auf den Dampfer gewollt hätten. Da steckst du einfach nicht drin! So haben sich also die Menschen aus vier Bussen auf diesem Dampfer zusammengequetscht, und das war schon eng. Nicht gemütlich. Aber mit der Zeit – die Fahrt dauerte ja drei Stunden – haben wir uns daran gewöhnt und hatten irgendwann auch ein paar Plätze ergattert, auf denen es sich ganz gut aushalten ließ.
Die Kanalfahrt ging von Berg nach Borensberg, wo Alex mit dem Bus auf uns wartete. Er hatte in der Zwischenzeit einen schönen Platz für ein Picknick gefunden, wo er uns mit einer zünftigen Vesper versorgte: Dosenwurst von seinem Metzger des Vertrauens, Käse, hartgekochte Eier, Butter, Brot, Gurken und Tomaten. Zum Nachtisch gab‘s Melone.
Dann zwei Stunden Busfahrt bis Nyköping, wo unser Vagabundenleben Pause machen konnte: Drei Nächte waren wir in dem schönen Hotel direkt am Kanal eingebucht, also lohnte es sich endlich mal, den Koffer auszupacken. Das Hotel war nicht nur landschaftlich schön gelegen, sondern auch logistisch und du konntest problemlos zu Fuß ins Städtchen laufen. Das mag ich eben auch an Bott-Reisen, dass das Team bei der Planung auf solche Details achtet. Und ja, natürlich kostet ein Hotel in einer Top-Lage mehr als eines im Industriegebiet. Aber man hat einfach viel mehr von der Reise!
Von dort aus haben wir dann Tagestrips gemacht. Zuerst ging es nach Stockholm, dem nördlichsten Punkt unserer Südschweden-Fahrt. Auch dort hatten wir wieder eine deutsche Stadtführerin. Ich glaub, sie war aus dem Rheingau, ein bisschen jünger als ich, hatte schon Enkelkinder und hat für Stockholm gebrannt, das war toll. Sie hat uns mit ihrer Begeisterung richtig angesteckt und uns zudem auch immer zum richtigen Zeitpunkt an die richtigen Stellen gebracht, etwa bei der Wachablösung: Wir waren in dem Moment da, in dem auch was passiert ist, ohne die langwierige Prozedur davor und standen an einem Ort, von dem aus wir alles sehen konnten, ohne im Getümmel zu ersticken. Den Nachmittag hatten wir dann Freizeit in Stockholm, was auch mal ganz schön ist. So auf eigene Faust etwas zu entdecken, in die Geschäftchen zu gehen, die einen interessieren, hier mal ein Eis zu essen und da mal ein Smörebröd.
Ich hatte vor der Fahrt ja immer diese Sesamstraßen-Vorstellung eines Smörebröds, also ein Knäckebrot mit Butter drauf. In Wahrheit sind das köstliche Brot-Kunstwerke, eine große, gute Scheibe Brot und darauf ein Berg Belag, also beispielsweise Rühreier mit Lachs, Krabbensalat oder andere Fisch-Spezialitäten. So eine Scheibe Brot sättigt wie eine ganze Mahlzeit und kostet auch so viel.
Also in Stockholm hätte ich gut und gern noch einen weiteren Tag auf eigene Faust verbringen können! Meinen ursprünglichen Plan, mich bei der Stadtführung etwas früher auszuklinken, habe ich verworfen, weil die zu spannend war.
Vielleicht noch ein Wort zu den Preisen: Große eigene Ausgaben hat man ja nicht bei einer Bott-Fahrt, aber das eine oder andere gönnt man sich schon. Und bei den Abendessen war es so, dass wir uns oft die Getränke selbst an der Bar holen mussten. Das gefiel nicht allen, aber ich mochte es eigentlich: Das Getränk mondän an der Bar bestellt, bezahlt und mitgenommen und dann, es genüsslich schlürfend, noch etwas in der Lobby gesessen. Ich habe mein Weinglas an den Tisch mitgenommen, wo sowieso immer kostenloses Wasser in Krügen stand. Für mich hat diese Art der Getränkebestellung den Vorteil, dass ich mich nicht gezwungen fühle, etwas ordern zu müssen. Und ja, so ein Glas Wein kostet schon mal 10 Euro, aber da sind wir ja in Deutschland auch schon fast. Und würden wir in Deutschland in solchen Hotels absteigen, würde ein Glas Wein auf jeden Fall 10 Euro kosten.
Die Fortsetzung lässt sich hier nachlesen.